Weltladen Brixen

Geschichte

Struktur

Das Prinzip des Fairen Handels funktioniert im Weltladen in der Brixner Brunogasse seit 1980, dem Eröffnungsjahr des Geschäftes. Einige Jahre zuvor waren Südtiroler EntwicklungshelferInnen von ihrem Einsatz in der sogenannten Dritten Welt zurückgekehrt. Ihre Erfahrungen in den Entwicklungsländern ließen sie bei ihrer Rückkehr in die Heimat nach neuen Wegen der Projekthilfe suchen. Die bisherige missionarische SpenderIn-HelferIn-Mentalität sollte durch eine menschenwürdigere Hilfe zur Selbsthilfe ersetzt werden.
Zehn Personen – Paul Brunner, Paul Ploner, Elisabeth Stockner, Christine Baumgartner, Rudi Kiebacher, Josef Unterholzner, Reinhold Pitschl, Agnes Rainer, Josef Eder und Elisabeth Lantschner – ist es zu verdanken, dass der Weltladen konkret umgesetzt worden ist. Nach zweijähriger Vorbereitungszeit konnte am 1. August 1980 der erste Dritte-Welt-Laden Italiens in Brixen eröffnet werden. Bischof Gargitter stellte dafür das Lokal in der Brunogasse unentgeltlich zur Verfügung. Inzwischen sind mehr als dreihundert Läden in ganz Italien dem Brixner Beispiel gefolgt.
Nur durch die seit mehr als drei Jahrzehnten andauernde Mitarbeit und Aktivität der vielen freiwilligen HelferInnen des Vereins und den KundInnen konnte sich der Weltladen stetig ausweiten. Die Produktpalette vergrößerte sich ständig. Nichtsdestotrotz füllen nicht große Gewinne die Kasse des Weltladens. Die Gewinnspanne auf den Produkte ist minimal. Weil der Laden keine Miete bezahlen muss, und weil die MitarbeiterInnen kostenlos ihre Zeit zur Verfügung stellen, schreibt der älteste Weltladen Italiens einen bescheidenen Gewinn.
Über Kundenmangel kann sich der Weltladen Brixen nicht beklagen. Und das, obwohl der Laden in der Brunogasse doch etwas versteckt liegt. In den letzten Jahren konnte in Brixen der Umsatz verdreifacht werden. Die Menschen kommen in den Weltladen, weil sie wissen, dass sie mit einem Einkauf direkt die Menschen in den Entwicklungsländern unterstützen. Viele der KäuferInnen sind inzwischen Stammkunden.
Gegenwärtig versucht der Verein, die Waren in ”normalen” Dorfgeschäften und in Supermärkten unterzubringen. Auch bereitet inzwischen so manche Brixner Bar ihren Capuccino oder Macchiato mit Kaffeepulver aus dem Weltladen zu.
Bis 2006 wurde der Weltladen in Brixen vom Verein Dritte-Welt-Laden Brixen geführt. Im Dezember 2006 gründeten die Mitglieder des Vereins eine Genossenschaft und seit Jänner 2007 wird der Weltladen von einer Genossenschaft ohne Gewinnabsicht mit der Bezeichnung Sozialgenossenschaft Weltladen Brixen geführt. Der Verwaltungsrat trifft sich regelmäßig, um die Geschäftstätigkeiten zu besprechen, Beschlüsse zu fassen, Verkaufsaktionen und MitarbeiterInnen-Treffen zu organisieren, Bildungsangebote und Sensibilisierungskampagnen zu planen, und und und …
Bis August 2007, also über ein Viertel Jahrhundert, wurde der Weltladen in Brixen nur von ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen betreut. Insgesamt waren es über 100 Frauen und Männer, die ihre Freizeit dem Weltladen zur Verfügung gestellt haben und viele von ihnen sind immer noch mit viel Eifer und Engagement dabei. Ohne die Mitarbeit vieler Freiwilliger konnte und kann der Weltladen nicht bestehen, da die Gewinnspanne sehr gering gehalten wird, um den Produzenten einen gerechten Lohn garantieren zu können. Nachdem das Ausmaß an Arbeit und Umsatz laufend zugenommen hat, wurde beschlossen, jeweils am Vormittag und am Nachmittag 1 Teilzeitkraft anzustellen. So werden nun die 30 ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen von 2 Teilzeitkräften in den verschiedenen Arbeitsbereichen unterstützt.
Ziel des Weltladens ist es, etwas für die Veränderung und Verbesserung der schwierigen Lebenssituation der Menschen im Süden zu unternehmen. Der gerechte Handel wird dabei als eine neue Möglichkeit der Hilfe betrachtet: Während Geldspenden und Almosen der reichen Industrieländer die Menschen in den „unterentwickelten“ Ländern oft in eine einseitige Abhängigkeit führen, werden sie bei dieser Art von Selbsthilfe als gleichwertige Partner anerkannt. Sie erhalten für ihre Erzeugnisse eine angemessene Entlohnung und mit ihr auch Selbstbewusstsein, Hoffnung, Selbständigkeit.
Im Februar 2011 erfolgte der Umzug des Weltladens von der Brunogasse 10 in die Stadelgasse 5/C in ein angemietetes Lokal des Wohnbauinstitutes des Landes Südtirol. Die Umsiedlung wurde notwendig, weil das Gebäude in der Brunogasse dem Neubau der neuen Stadtbibliothek weichen muss. In Partnerschaft mit unserem Lieferanten Altromercato - Hauptlieferant für faire Produkte in Italien - wurde ein großzügiger, moderner Verkaufsraum eingerichtet, um das breite und sich stets erneuernde Angebot von fair gehandelten Lebensmitteln, Handwerksprodukten und fairer Bekleidung zeitgemäß, ansprechend und kundenfreundlich präsentieren zu können. Seither erfreut sich der Weltladen vieler neuer Kunden, sowohl Einheimische als auch Touristen.
 

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